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Gerd Peters (74)

Aug 08

Weitgereister Kapitän mit Rostocker Wurzeln

Ein Seemann lebt nach den folgenden drei Grundsätzen: Er sieht die Berge von unten, die Kirchen von außen und die Kneipen von innen. 


Beim Interviewtermin bestellt Gerd Peters allerdings alkoholfrei. Dass er ein echter Seemann ist, wird trotzdem niemand bezweifeln. Der gebürtige Berliner hat beinahe die ganze Welt gesehen. "Nur die USA, Australien, Japan und den unteren Teil Südamerikas habe ich nicht mit dem Schiff bereist", berichtet der 74-Jährige mit Stolz. Nicht weniger strahlen seine wachsamen Augen, als er von der zweiten Karriere erzählt. Als "Fernsehkapitän" erlangt er in weiten Teilen Ostdeutschlands große Berühmtheit. Dass ihn die Leute noch heute erkennen, erfreut ihn. Nach der Wende macht sein Lebenslauf dann noch einmal einen Knick, und Peters wird freier Journalist und Autor. Er veröffentlicht drei Fachbücher zur Schifffahrtgeschichte und erntet auch hier schnell die Anerkennung der Kollegen. Der Mann scheint ein glückliches Händchen zu haben und macht einen zufriedenen Eindruck. "Das Positive überwiegt", berichtet Peters mit Blick zurück.

In seinem Leben haben Zufälle oft die Weichen gestellt. Kein Zufall ist jedoch, wie Gerd Peters zur Seefahrt kommt. "Das ist eine Folgeerscheinung der Liebhaberei meines Vaters", erinnert sich der Kapitän. Als dieser Gerds Mutter kennen lernt, gibt es nicht viele Plätze, an denen man das Leben zu zweit ungestört genießen kann. Also kommt er auf die Idee, sich mithilfe einer Bootstour etwas mehr Privatsphäre zu erkaufen. Aus dem anfänglichen Paddelboot wird bald ein Ruderboot, und als Gerd 1934 in Berlin-Neukölln das Licht der Welt erblickt, besitzen die Peters bereits ein offenes Segelboot. Der Vater tritt in den Segelverein ein und beschafft sich Literatur zu diesem Thema. Von Mai bis Oktober verbringen die Peters den größten Teil ihrer Freizeit auf den Ostberliner Gewässern. Gerd Peters berichtet von einem typischen Sonnabend damals: "Bis 1943, als wir unseren Küstenkreuzer verkaufen mussten, bestimmte das Boot den Lebensrhythmus der Familie. Ich fuhr meist von der Schule direkt zum Anlieger, genau wie meine Eltern. Diese kamen von der Arbeit."

Natürlich erlernt auch der Sohnemann früh das Segeln. Sobald er lesen kann, plündert er zudem den Bücherschrank des Vaters. Ob Schiffbau, Schifffahrt, Marine oder Segelsport – Gerd Peters Liebe zum Maritimen ist entfacht.

Als Peters dann einen Vortrag eines U-Boot-Kommandanten hört, ist der Elfjährige Feuer und Flamme: Er will ebenfalls zur See fahren, unter Wasser. Der Vater, ein gelernter Werkzeugmacher und Ingenieur, ist dagegen. Der Sohn soll etwas Vernünftiges machen, doch ein Beruf wie der des Vaters ist Gerd Peters nicht aufregend genug. Es treibt ihn in die weite Welt.

Er beginnt zunächst eine Ausbildung zum Stahlschiffbauer. Noch während dieser bewirbt er sich bei der Volkspolizei-See, dem Vorgänger der DDR-Volksmarine, für eine Offizierslaufbahn. Aufgrund der Westverwandtschaft der Familie wird er jedoch abgelehnt. 1954, ein Jahr später, versucht er es erneut – dieses Mal mit Erfolg. Peters kommt als Offiziersschüler nach Stralsund. Nach vier Jahren bei den Streitkräften schließt er seine Ausbildung jedoch nicht wie erhofft als Offizier ab, sondern nur als Obermeister (Oberfeldwebel). Damit war er, wie er heute scherzhaft sagt, "der bestausgebildetste Oberfeldwebel der Streitkräfte des Warschauer Paktes." Peters erklärt: "Es lag am Bodenturnen. Ich hatte schon in der Schule eine tiefe Abneigung dagegen und habe nicht eingesehen, was mir die Übungen an Ringen, Reck und Barren im späteren Gefecht bringen sollen." In der Sportprüfung fällt er durch und darf damit nicht Offizier werden. Peters ist natürlich erst mal geknickt, aber der Zufall hilft ihm weiter. Die Marine schickt ihn nach Peenemünde. Da es dort nicht genügend Führungskräfte gibt, wird er Kommandant eines Minenräumbootes. "Es war verrückt. Was ich mit dem Offiziersgrad vielleicht irgendwann erreicht hätte, Kommandant eines Bootes zu sein, wurde ich jetzt sofort, obwohl ich eigentlich gar nicht den Dienstgrad dazu hatte."

Nach zwei Jahren, 1960, endet seine Zeit bei der Marine, und plötzlich ist Gerd Peters frei. Er trifft auf einen alten Segelfreund, der ihm eine Stelle als zweiter Offizier auf dem Segelschulschiff "Wilhelm Pieck" verschafft. Von dort beginnt seine beachtliche Karriere in der zivilen Schifffahrt. Bald ist er nautischer Offizier der Deutschen Seereederei Rostock (DSR), und damit endlich in unserer Hansestadt angekommen. Zunächst noch in Greifswald wohnhaft, zieht es ihn 1966 schließlich nach Rostock. In den nächsten 25 Jahren ist Peters als Kapitän des Urlauberschiffes MS "Völkerfreundschaft" sowie verschiedenen Frachter der Reederei tätig. Im Sommer geht es meist auf zwölftägige Ostsee-Rundfahrt, zu anderen Jahreszeiten auch nach Kuba, Westafrika, Norwegen oder in die Karibik.

Ab 1980 wechselt Peters in die Öffentlichkeitsabteilung der DSR, ist Leiter und Pressesprecher. Schon zuvor startet er seine nebenberufliche Karriere bei Rundfunk und Fernsehen. Seit 1972 ist er Moderator und Autor der Serie "Logbuch der Seefahrt" und der Familiensendung "Musik und Snacks vorm Hafen". "Ich trug bei den Auftritten vor der Kamera meine Uniform, deshalb sprachen mich die Leute auf der Straße meist mit Herr Kapitän an." Peters wirkt zudem als Fachberater für eine Reihe von Fernsehproduktionen mit. Seine Erfahrung und sein Wissen sind gefragt.

Auch nach der Wiedervereinigung, als Gerd Peters wieder einmal von vorne anfängt. 1988 steigt er aus der DSR aus. "Ich schaffte es zeitlich nicht mehr, beide Arbeiten, Seereederei und Rundfunk, zu bewältigen." Also entscheidet er sich für eine Karriere als freier Journalist mit der Spezialisierung Schifffahrt, Marinewesen und Segelsport. Peters hat bereits Vorverträge mit Verlagen über mögliche Buchveröffentlichungen abgeschlossen, dann kommt die Wende, und die Pläne platzen. "Ich hatte 1988 freiwillig alles aufs Spiel gesetzt, ohne zu ahnen, dass das Ende der DDR bevorsteht."

In dieser schwierigen Situation fasst Gerd Peters neuen Mut und bietet als Privatdozent Lehrgänge für Rhetorik an. Die Kunst der freien Rede hat er beim Fernsehen gelernt. "Vor allem die Politiker hatten einiges nachzuholen." Peters schult unter anderem die Bundestagsfraktion der PDS und die Landtagsfraktion der CDU. Als seine Frau eine Anstellung in Hamburg bekommt, zieht auch Gerd Peters Anfang der 90er Jahre an die Alster. Dort ergibt sich seine erste Buchveröffentlichung über den Nord-Ostsee-Kanal. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums erscheinen gleich fünf Sachbücher zu diesem Thema. "Eine Zeitung verglich die unterschiedlichen Publikationen, und wählte zur besten", freut sich Peters noch heute. 1998 folgt eine weitere Veröffentlichung über den Schiffstyp der 10 000 Tonnen-Frachter, im Jahr 2005 schließlich ein Buch über die Geschichte der DDR-Passagierschiffe. "Momentan bin ich am Sammeln für meine vierte Publikation", verrät der Fachmann. "Es geht um selbst erlebte Seemannsgeschichten. Die Fertigstellung ist für das nächste Jahr geplant."

2003 kommen die Peters zurück nach Rostock. "Auch wenn ich schon in vielen Städten war, ist hier meine Heimat. Es ist gut, wenn man am Ende seines Lebens zu den Wurzeln zurückkehrt." Viele seiner Freunde leben hier und er liebt es, wie eng große Teile der Bevölkerung mit dem Meer verbunden sind. Angesprochen auf das Rostocker Schifffahrtsmuseum erklingt jedoch Ärger in seiner Stimme. Seit 1971 steht er dem Museum nahe, nicht nur, weil er der letzte Kapitän des Traditionsschiffes Typ "Frieden", ehemals MS "Dresden", ist. "Das Museumsschiff liegt versteckt am Schmarler Ufer und ist selbst Einheimischen kaum bekannt." Seit Jahren setzt sich Peters dafür ein, dass es in den Stadthafen verlegt und besser vermarktet wird. "Hier wird ein großes Potential nicht genutzt – es ist der einzige Serienfrachter der Welt, der als Museum dient."

Schnell jedoch legt sich die Aufregung wieder.  Gerd Peters trinkt sein alkoholfreies Bier aus und verabschiedet sich freundlich. Er strahlt dabei so viel Gelassenheit aus, wie es nur einer kann, der jahrelang auf den Weltmeeren unterwegs war.

Von ROBERT BERLIN


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