Musik aus MV
Mainpoint
Beim Kauf eines neuen Gitarrengurtes für seinen Bass dürfte Axel nur in Spezialläden fündig werden. Der Bassist und gleichzeitige Sänger der Rostocker Gothic-Band Mainpoint ist ein wirklich großgewachsener Mensch und gab zu Schulzeiten ein wunderbares Bild ab, wenn er sich zum Mittag weit hinunter zu den Damen in die Lucke der Essensausgabe beugte, um seine Hefeklöße in Empfang zu nehmen. Das 0381-Magazin sprach mit Axel über die Schulzeit und verrückte Polen …
0381-Magazin: Ich erinnere mich dunkel an eine Zeit am Gymnasium am Goetheplatz. Es gab dort eine Schülerband namens DIE EIMER, und die teilte sich mit einer anderen Band namens "Dritte Wahl“ einen Proberaum im Keller der Schule. Was fällt euch dazu ein?
MP (Axel): Oh ja, das ist lange her und DIE EIMER gab es tatsächlich. Die probten allerdings schon lange vor den WAHLen dort. Wir bekamen damals einen Proberaum dort im Keller und spielten munter eigene Ideen rauf und runter. Zum Nachspielen unserer Lieblingsmusik waren wir zu doof und die konnte man sowieso nicht besser machen. Wir waren ein gemischtes Quintett (sogar 2 Damen waren dabei) und hatten viel Spaß. Nach dem Abi liefen aber unsere Wege durch Ausbildung und Studium auseinander. Doch ich konnte den Proberaum weiter nutzen und lernte 1996 zwei junge Burschen kennen. Das war die Geburtsstunde von MAINPOINT und wir haben in unserem Keller noch 10 Jahre ausgehalten. Zwischendurch waren DRITTE WAHL auf der Suche nach einer Unterkunft zum Proben. Weil wir die Jungs kannten, haben wir mit dem damaligen Direktor ein Kaffeekränzchen verabredet und alles entspannt besprochen. Er gab sein OK und fortan erschallte an den D-Tagen (Di. und Do.) Punk-Mugge aus dem Souterrain und, logisch, an den M-Tagen (Mo. und Mi.) schwarzer Rock-Metal.
0381-Magazin: Musstet ihr nicht auch ein jährliches Konzert auf dem Schulhof spielen oder so?
MP: Ja, das war die Abmachung mit dem Direx: wir mussten keine Miete oder Strom bezahlen, dafür einmal im Jahr ein Konzert im Rahmen des Schulfestes. Das war immer sehr besonders, zumal nicht nur Lehrer, Schüler und Hausmeister dabei waren, sondern auch Freunde, Verwandte und Fans vorbeikamen. Großartig!
0381-Magazin: Was bitte ist "Goth'n'Roll"? Und wieso ist dies genau die Musikrichtung, die ihr machen wollt?
MP: Das ist immer so eine Sache mit der Einstufung der Musikrichtung. Für wen soll das eigentlich gut sein, frage ich mich? Aber man muss sich wohl in irgendeiner Schublade ablegen lassen können. Und weil wir zu großen Teilen im Rock und Metal zu Hause sind und wir diese schwarzgemalte Romantik in unserer Musik leben und darüber singen, ist Goth’n Roll doch treffend und vorstellbar. Wir könnten es aber auch "Gothic Rock and Roll“ oder "Dark Metal“ nennen. Es würde alles nichts ändern, sondern immer MAINPOINT bleiben, weil wir alle so ticken und diese Art von handgemachter Musik einfach inhaliert haben.
0381-Magazin: Eure neue EP ist gerade draußen. Erzählt ein bisschen etwas zu ihrer Entstehung und Aufnahme.
MP: Eigentlich war ein Longplayer das Ziel, aber unser Tourprogramm war 2011 auch anständig gefüllt (über 30 Konzerte). Und weil wir am 17.12.2011 im MAU gern ein paar neue Stücke präsentieren wollten, haben wir die "Down“ EP dort veröffentlicht. Wir wollten ursprünglich selbst mixen und veröffentlichen. Zum Glück sind wir dann doch ins Studio gezogen und haben alles noch einmal eingespielt. Hört mal rein, es sind wirklich vier bitter-schöne Stücke.
0381-Magazin: Was bedeutet das jährliche Konzert kurz vor Weihnachten im M.A.U. für euch?
MP: Das ist ein alljährliches Familientreffen. Und Familie ist ja wichtig. Wir treffen viele Leute an diesem Abend, die wir sonst das ganze Jahr nicht sehen. Und das mit Musik zu verbinden ist eine großartige Sache und wir wollen an dieser Tradition auch weiterhin festhalten.
0381-Magazin: Wie viele Gigs habt ihr schätzungsweise in den letzten Jahren gespielt?
MP: Ich habe mal Buch geführt, bin mir aber nicht mehr ganz sicher über die genaue Zahl. Es sind aber fast 400 Konzerte.
0381-Magazin: Euer jetziger Gitarrist Fluffi musste einmal bei der Band Dead Bang für den volltrunkenen Bassisten einspringen. Fluffi war aber eigentlich nur Zuschauer im Publikum und kannte lediglich die Songs ganz gut. Hat Mainpoint auch so eine Anekdote auf Lager?
MP: Wir sind mal zu einem Festival nach Polanow in Polen gefahren. Dort sollte eine polnische Truppe das Schlagzeug stellen, doch die reisten nicht an. So mussten wir ein bisschen improvisieren, da am Samstagabend keine Trommel mehr zu organisieren war. Letztendlich haben wir mit einer Mülltonne gespielt, die als Bassdrum umfunktioniert. 7000 verrückte Polen sind ausgeflippt und haben sich über Live-Musik gefreut. Besser gings nicht.
0381-Magazin: Ist Gothic generell eine Musikrichtung, in der die letzten Jahre eher wenig passiert ist?
MP: Der Begriff Gothic ist ja weit. Da passiert noch einiges. Wahrscheinlich ist der Focus der breiten Masse nicht immer auf Gothic fixiert. Aber das war ja noch nie so. Diejenigen, die in dieser Richtung unterwegs sind, finden schon immer mal was nettes Neues. Das sind treue Seelen, die auch bedient werden wollen. Wir wissen, wovon wir reden.
0381-Magazin: Nach so einer langen Bandgeschichte gab es doch sicher auch schon mal Tendenzen, dass ihr aufhören wolltet, oder?
MP: Noch nie! Da würde uns doch am Tagesablauf was fehlen! Das geht nicht. Wir würden dann sicher zu ganz schlechten Menschen mutieren und das will ja keiner, oder?
GESINE SCHUER
MAINPOINT anhören: hier
Mainpoint anschauen hier:
16.03.2012 - Klex / Greifswald, DE
17.03.2012 - Zuckerfabrik / Rostock, DE
+ Ragnaröek
13.04.2012 - Der Saal / Radisleben, DE
16.05.2012 - Doktor K / Schwerin, DE
+ Myrah (SW)
17.05.2012 - K 17 / Berlin, DE
+ Myrah (SW)
18.05.2012 - Schlosskeller / Weißenfels, DE
+ Myrah (SW)
19.05.2012 - MS Deutschland - geschlossenes Einladungskonzert / Tegeler See
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